Herr Eule macht Kimchi

Ok, stellt euch vor, es ist früh am Morgen, so gegen sieben Uhr, ihr hattet noch keinen Kaffee, habt in eurer morgendlichen Schlafwandlerkeit die Zehen schon an jeder Kante auf dem Weg in die Küche gestoßen, wollt nur mal eben noch die Reste vom Abendessen für die Mittagspause im Büro aus dem Kühlschrank holen, öffnet die Tür und euch trifft eine Wand wie das olfaktorische Ragnarök. Ihr taumelt rückwärts, schafft es nicht die Tür zu schließen und in sekundenschnelle verbreitet sich der Geruch in der Küche. Wenn ihr euch jetzt nicht wieder schnell in den Griff bekommt, wird er gleich im Flur und dann in der ganzen Wohnung sein. Jetzt immer schön flach durch den Mund atmen, schnell wieder zum Kühlschrank gehen, die Tür schließen und anschließend das Fenster weit öffnen. Kein Durchzug! Spuren von dem Geruch könnten in die anderen Zimmer ziehen!

So ist es, wenn Herr Eule Kimchi gemacht hat!

Ich bin eine miese Verkäuferin, oder? Gut, dass ich keine Autohändlerin geworden bin… Ich will euch ja nur vorwarnen! Die Geruchsentwicklung von Kimchi ist schlimm. Neulich habe ich Herrn Eule dabei erwischt, wie er bei geschlossener Küchentür am Küchenbalkon stand und Kimchi genascht hat. Es stank trotzdem bis in den Flur…  Ok ok, ich hör schon auf über den Gestank zu lamentieren! Manchen Leuten macht das vielleicht auch gar nicht so viel aus (die haben dann vermutlich Anosmie oder so).

In Wirklichkeit schmeckt Kimchi nämlich ziemlich phantastisch und macht sich in der koreanischen und japanischen Küche ausgezeichnet – ja ich würde sogar sagen: ist da eigentlich unersätzlich! Es handelt sich im Wesentlichen um koreanisches Sauerkraut, ist sehr würzig und scharf, enthält viel Vitamin C – wie alle Arten von Sauerkraut – und weiteres gutes Zeug. Im Asialaden kann man es in kleinen Dosen kaufen, aber bei den Mengen, die mein werter Gatte so in sich rein schaufelt, würden wir vermutlich unser Auto verkaufen und in eine kleinere Wohnung ziehen müssen, wenn wir nur gekauftes konsumieren würden. Deshalb macht Herr Eule das Kimchi selbst und hat darauf bestanden, dass ich euch das nicht vorenthalte!

 

kimchi_zutaten

Ihr braucht

2 Köpfe Chinakohl

250g Salz

2,5l Wasser

je 1/2 Apfel und Birne

1 Zwiebel

1 Knolle Knoblauch (ja, Knolle, nicht Zehe!)

8 EL Sojasoße (im Original wird Fischsoße verwendet)

3 EL Zucker

Wenn ihr mögt, packt ihr noch Ingwer mit rein. Ich hasse das Zeug leider, deshalb muss es bei mir draußen bleiben

50-100g Chilliflocken (je nach gewünschtem Feuerungsgrad und Schärfe der Flocken; bitte arbeitet euch langsam hoch, sonst wirds vielleicht unangenehm)

1/2 Rettich (für die Bayern unter uns: Radi)

1 große Karrotte

8-9 Frühlingszwiebeln

Ihr macht

kimchi_kohl-hubsch

Erstmal den Chinakohl schön klein schneiden, ggf. waschen und in eine oder zwei große (!) Schüsseln oder Töpfe geben. Aus Salz und Wasser eine Sole anmischen, über den Chinakohl schütten und 2-3 Stunden einlegen. Er wird anfangs nicht ganz bedeckt sein, aber er wird nach und nach etwas zusammenfallen. Zwischendurch ein bisschen umrühren, dass alles mal schön im Wasser war. Nach der Einlegezeit sehr gründlich mehrmals mit klarem Wasser spülen und ein wenig in der Salatschleuder Karussell fahren lassen (muss nicht so dolle sein).

Während der Kohl aber noch zieht, wollen wir ja nicht unproduktiv sein und schon mal den Rest vorbereiten. Dafür Apfel, Birne und Zwiebel in grobe Stücke schneiden und zusammen mit Knoblauch und Sojasoße pürieren (hier wäre dann auch der Ingwer mit im Spiel, wenn ihr denn wölltet). Anschließend die Chilliflocken und den Zucker unterrühren. Das ist eure Würzsoße.

Jetzt wird der Rettich halbiert oder geviertelt und in dünne Scheiben geschnitten, die Karotte in Julienne und die Frühlingszwiebeln, auch mit dem grünen Teil, in breite Rauten.

Zum Schluss kommt alles in eine große Schüssel mit dem Chinakohl und wird mit der Würzsoße vermengt. Ich empfehle die Verwendung von Latexhandschuhen. Alles gut durchwalken, also ruhig auch schön kneten.

Fürs erste kommt da jetzt ne Folie drüber und das Kimchi darf 3-6 Stunden noch draußen chillen, bevor es (so dicht wie möglich verpackt – wegen dem Geruch, ihr erinnert euch…) in den Kühlschrank geht. Dort ist es dann ne ganze Weile lang haltbar – bis zu mehreren Wochen. Es wird eben nach und nach immer saurer. Wenn es euch dann irgendwann als Beilage nicht mehr mundet, weil schon zu sauer, kann man immernoch einen großartigen koreanischen Eintopf damit machen.

Und falls ihr immernoch nicht wisst, was ihr mit dem Zeug denn machen sollt, versucht mal das hier:

The Classic, Kimchi Jjigae

Und irgendwann zeige ich euch auch mal unser Lieblingsrezept für Tan Tan Men…

 

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