Hallo Island!

Nachdem ich euch ja schon gezeigt habe was in Reykjavik so los ist und euch dann mit meinem Überlebenstraining perfekt auf eure Islandreise vorbereitet habe, kanns ja nun richtig los gehen!

Irgendwann letztes Jahr haben wir uns mit unseren Freunden Lena und Jens zusammengesetzt, auf eine Karte von Island gestarrt und beschlossen, auf unserer zehntägigen Islandreise den Westen der Insel mit den Fjorden abzufahren. Lena hat dann ein bisschen recherchiert und ist auf den Anbieter Erlebe Island gekommen, quasi ein Online Reisebüro. Lena hat ihnen erklärt was wir vorhaben, wie wir so ticken und was wir auf keinen Fall wollen und die haben uns dann die Übernachtungen, das Mietauto und den Flug zusammengestellt. Zugegeben: um mehr als einen Tag in Reykjavik heraus zu diskutieren, musste Lena schon ihre feinsten Überredungskünste einsetzen, aber alles in allem waren wir mit den Leistungen sehr zufrieden. Eine kleine Einschränkung: wie im letzten Post schon angedeutet, waren wir mit der Fahrzeug-Auswahl nicht ganz so zufrieden. Allrad schön und gut, aber in den Fjorden hätten wir uns im Nachhinein doch etwas robusteres gewünscht.

Also starteten wir nach zwei Tagen in Reykjavik unsere Reise in die Fjorde – und hätten direkt nach dem Losfahren vom Hof der Autovermietung das „low tire pressure“-Signal unseres Autos lieber etwas ernster nehmen sollen… Ihr ahnt es schon, hm?

Tag 1: Von Reykjavík nach Snæfellsnes

Nachdem wir unser Mietauto aus einem Reykjaviker Vorort abgeholt hatten, machten wir uns auf die einigermaßen lange Strecke auf die Halbinsel Snæfellsnes, die südlich der Fjorde liegt.

Hraunfossar Island

Kurz noch den etwas zu leeren Hinterreifen an der Tanke aufgepumpt (hmmm… hätten wir schon stutzig werden müssen?), dann unser erstes Ziel auf der Strecke anvisiert: die Wasserfälle Hraunfossar und Barnafoss, die quasi nebeneinander liegen. Da hatten wir auch noch ganz gutes Wetter und spazierten noch eine Weile dort in der Gegend herum, erklommen kleine Felsenhügel und futterten ein paar Brote mit schöner Aussicht auf einer Parkbank.

Gerduberg Island 1 Gerduberg Island 2

Auf der recht langen Fahrt weiter Richtung Westen machten wir noch einen kleinen Abstecher zu den ziemlich beeindruckenden Gerðuberg Felsformationen. An ein paar kleinen Trampelpfaden können Trittsichere hochlaufen und zwischen den Felsen sogar bis ganz nach oben klettern. Vielleicht aber keine so gute Idee bei Wind… Just saying.

Als wir gerade wieder aufbrachen, fing es an zu regnen und der Wind legte einen Zahn zu.

Ein kleines Stück weiter Richtung Westen übernachteten wir dann im Kast Guesthouse. Da ich der Wasserdichtigkeit meiner Wanderhose nicht so recht über den Weg traute, schloss ich mich der kleinen abendlichen Regenwanderung lieber mal nicht an. Statt dessen nutzte ich die einsame Stunde auf dem Zimmer und bastelte an meinem Island-Scrapbook, das ich extra mitgenommen hatte. Das sollte übrigens das zweite und letzte mal auf der Reise sein, dass ich es aufgeschlagen habe. Memo an mich: basteln im Urlaub war ne nicht ganz realistische Idee (dafür hab ich aber Abends bei Gin Tonic und während der Autofahrten zwei Mützen und eine halbe Socke aus der Wolle gestrickt, die ich in Reykjavik gekauft hatte)…

 

Tag 2: Von Snæfellsnes nach Patreksfjörður

Nächster Morgen, lecker Frühstück, ab ins Auto: Biiiiiiiiiiiieeeeeeep! Low Tire Pressure!!!!!!! Ok, das ist scheiße, das weiß sogar ich als Auto-Honk. Was tun? Um 15:00 Uhr verlässt die Fähre den Hafen von Stykkishólmur und sie fährt nur einmal am Tag. Also als erstes mal eine Tanke suchen und Reifen wieder befüllen. Tanke gefunden. Leider ohne Luftdruckbefülldingsda… Weiter fahren, fiebern, hoffen, dass wir im Nirgendwo doch noch eine Möglichkeit finden den geschissenen Reifen wieder voll zu kriegen.

Londrangar Island

Oh, aber guck mal, da ist ne Sehenswürdigkeit, lass doch mal anhalten und gucken. Hier stehen dann die Felsnadeln von Londrangar und lassen sich von einem ausgewachsenen Orkan umtosen. Alter Falter! Ich glaube echt nicht, dass ich jemals in so einem Wind stand!

Durch Wind und Regen, vorbei an einem im Wind umgestürzten Wohnwagen, umrundeten wir die westliche Spitze von Snæfellsnes und konnten nicht mal den Gletscher auf dem Snæfellsjökull sehen, da er in dichten Wolkenmassen hing. Und auch noch keine Tankstelle mit Luftdruckbefüllobjekt in Sicht…

Kirkjufellfoss Island

Ok, macht nix, wir bleiben optimistisch (nur nach außen, zur Vermeidung von Panik im Auto; eigentlich haben wir alle echt Schiss, dass wir mitten im Nirgendwo liegen bleiben. Gibts nen ADAC in Island???). Unterwegs nochmal nen hübschen kleinen Wasserfall mitnehmen: den Kirkjufellsfoss, direkt neben dem merkwürdig geformten Berg Kirkjufell. Ein bisschen dort herumwandern, etwas auf dem kleinen Picknickplatz futtern und weiter nach Stykkishólmur. Erst bisschen Luft in den Reifen lassen (yes! Eine richtige, echte Tankstelle mit Druckluft und so und nicht nur ne Spritpumpe mitten in der Pampas!) und ab zur Fähre. Immerhin hatten wir mittlerweile herausgefunden, dass es in der Ortschaft Patreksfjörður, unserer nächsten Destination, eine Autowerkstatt gibt.

Fähre Island 1

Die Fährfahrt von Stykkishólmur in den südlichen Vatnsfjörður dauerte gut anderhalb Stunden mit Zwischenstopp auf der winzigen (bewohnten!) Insel Flatey, um ein bisschen Proviant vorbei zu bringen. Nachdem das vermutlich der windigste Tag ever war, hatten wir eine *ähm* spannende Fahrt. Dreien von uns vier wurde mehr als flau im Magen und einer von den dreien hätte beinahe „die Fische im Nordmeer gefüttert“, wie meine Mama das sagen würde. Aber eine sehr liebe Schweizerin, die bemerkt hatte, dass eine gewisse Person etwas grün um die Nase war, half uns mit Anti-Kotz-Tabletten aus.

Schiff Island 2 Schiff Island 1

Irgendwo auf der Südseite des Patreksfjörður hatten wir vor, in einen Hot Pot zu springen. Nach 20 Minuten Schotterstraße, Schlagloch-Slalom, weiter sinkendem Reifendruck und erst der Hälfte der Strecke, haben wir beschlossen, doch lieber wieder umzukehren und so schnell wie möglich in die Ortschaft Patreksfjörður zu fahren, bevor wir endgültig liegen bleiben. Lustigerweise stand dann unterwegs einfach mal ein sehr imposantes Schiff mitten am Strand. Keine Ahnung was das darstellen sollte, aber die Infotafel sagte uns dass dies wohl das erste Stahlschiff Islands sei. Hm, ok… Schön war es auf jeden Fall und ein excellentes Fotomotiv.

In Patreksfjörður angekommen, haben wir unsere Rücksäcke ins Ráðagerði Hostel geworfen, nochmal an der nächsten Tanke Luft in den Reifen gepumpt und das Auto dann in weiser Voraussicht direkt vor der Autowerkstatt abgestellt, die an diesem Abend leider schon zu hatte. Wir sind ganz schön clevere Kinder, denn als wir am nächsten Morgen zurück zur Werkstatt liefen, war da ein kleiner schwarzer Mietwagen mit einem komplett platten Reifen. Die Jungs von der Autowerkstatt waren aber so irre nett und hilfsbereit! Sie haben das Auto direkt in die Werkstatt gebracht und den Reifen innerhalb von 15 Minuten repariert. („So what are we supposed to take care of now?“ „Nothing, the tire is fixed.“ „So we can use it like a brand new tire?“ „Sure.“ „Even on icelandic roads?“ „Sure.“ „Just like a normal tire that has never been broken?“ „Sure“ „Sure?“ „Sure!“)

 

Tag 3: von Patreksfjörður nach Suðureyri

Hot Pot Island

Hui! Endlich in einen Hot Pot springen! Die Flókalundur Hellulaug befindet sich unterhalb der Straße zwischen Felsen am Strand. Bei Flut reicht das Meer bis direkt in den Hot Pot und man hat das Gefühl im Meer zu baden. Keine Angst: der Hot Pot selbst ist so warm, dass das herein schwappende Meerwasser bestimmt eine angenehme Erfrischung darstellt. Wir waren leider bei Ebbe da. Das Baden war zwar super, aber die Aussicht auf Seetangberge nur mäßig attraktiv.

Dynjandi Island Dynjandi Panorama

Weiter Richtung Norden mit Ziel Suðureyri hielten wir als nächstes am Dynjandi Wasserfall. Das war auf jeden Fall mein Lieblingswasserfall in Island, ich fand ihn sogar noch schöner als den berühmten Gullfoss. Über viele kleine, rund polierte Felschen stürzt er in mehreren Etappen in die Tiefe. Hammer! Auf der Südseite gibt es einen kleinen Weg der weit hinauf führt und sich auf jeden Fall lohnt. Aber Achtung, es ist natürlich sehr glitschig (mein Pobbes musste das schmerzhaft und mit einer blauen Konsequenz erfahren).

Und dann, kurz vor unserem nächsten Zwischenziel, war es soweit: Wir fuhren durch den verrücktesten Tummel der Welt! Er führt komplett unter einer ganzen Landzunge hindurch und ist einspurig! Und hat ne Kreuzung in der Mitte! Ein einspuriger Tummel, mit Gegenverkehr! Mit Kreuzung! Ja, klingt spannend, ist es auch. Alle paar Meter gibt es kleine Ausweichbuchten in die sich derjenige, der gerade nicht Vorfahrt hat, verziehen muss. Nachdem ja in den Fjorden jetzt nicht so arg viel Verkehr ist, kommt das nicht ganz so oft vor, aber ausgerechnet wir hatten bei der ersten Durchfahrt das Glück auf einen entgegenkommenden LKW zu treffen, der halt leider nicht in eine Ausweichbucht passte und schön geduldig wartete, bis wir gecheckt hatten, dass wir in ebendiese fahren sollten, um ihn vorbei zu lassen. Touris halt…

Landschaft Island 3

Wohlbehalten in Suðureyri angekommen, checkten wir erstmal im Fisherman Hótel ein und fanden uns im dazugehörigen Cafe zum Abendessen ein. Da wir ja außerhalb der Saison unterwegs waren und es auch schon recht spät war, war außer uns niemand mehr dort, aber der Wirt hat uns trotzdem mal eben noch einen Fisch in die Pfanne geworfen und uns mit seinem schnell zusammengebastelten Gericht einfach komplett vom Hocker gehauen! Ehrlich: wenn ihr in Suðureyri vorbei kommt (was ich auf jeden fall empfehlen würde!), dann müsst ihr im Fisherman essen! Es gibt keine Karte; es wird halt gegessen, was auf den Tisch kommt und das ist, da Suðureyri ein reines Fischerdorf ist, mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit Fisch. Aber mit absoluter Sicherheit der beste den ihr jemals irgendwo zwischen die Zähne bekommen habt! Ich essen wirklich ganz gerne Fisch, aber mir war bis dahin nicht bewusst, dass man Fisch auch so zubereiten kann! Yummy yummy yummy (aber eben wie alles in Island nicht ganz preiswert; um nicht zu sagen: echt teuer!).

 

Tag 4: Suðureyri

Im Fischerdorf Suðureyri blieben wir zwei Nächte lang und konnten also einen Tag lang das winzige Örtchen erkunden und auch eine Mini-Wanderung/ausgedehnten Spaziergang in der Gegend unternehmen. Außerdem hatten die Eule und ich da unseren ersten Hochzeitstag! Yay! Noch kein Kettensägenmassaker im Vogelnest!

Sudureyri Island Weg Sudureyri Island

Durch den Ort Richtung Westen am Fjord entlang kann man um die Landzunge herum laufen. Die Landschaft dort ist absolut famos! Offensichtlich gibt es auch eine längere Wanderroute auf die südliche Seite der Landzunge, nach Flateyri. Das haben wir allerdings erst dort bemerkt und für einen Tag hin und zurück ist die Strecke zu lang und es war schon zu spät.

Nach unserem ausgedehnten Spaziergang hätten wir sehr gerne das kleine Thermalbad am Ortseingang besucht, mussten aber feststellen, dass das Sonntags nur bis 15 Uhr oder so geöffnet ist – mist, schon wieder nicht baden gehen! Da ist man schon in Island, dem Land der heißen Quellen, und schafft es einfach nicht täglich mal in nen Hot Pot zu springen! Sauerei!

Wasserwand Island Gestein Sudureyri Island

Naja, stattdessen sind wir dann zum Tankstellen-Supermarkt-Imbiss mit Campingplatz (japp, alles auf einmal) und haben dort ganz ausgezeichnete Burger gegessen. Die anschließende „Besichtigungsrunde“ durch Suðureyri dauerte gefühlte 5 Minuten. Suðureyri ist echt ziemlich klein… Dort gibt es eine Fischfabrik (stinkt nicht so schlimm wie es sich anhört), eine Fabrik für die Verarbeitung von Fischresten (HIER stinkts! Und zwar gewaltig!), eine Krankenstation, eine Grundschule, einen Kindergarten, ein Freibad, eine winzige Kirche und besagten Tankstellen-Supermarkt-Imbiss-Campingplatz.

Später haben wir dann noch einen kleinen Nachtspaziergang unternommen, in der Hoffnung vielleicht, mit viel Glück, Nordlichter zu sehen. Leider keine gesichtet, dafür aber viele vorbeihuschende Satelliten gesehen. Na immerhin…

Sudureyri Meer Island

Tag 5: von Suðureyri nach Búðardalur

Am fünften Tag machten wir uns auf den langen Weg von Suðureyri nach Búðardalur. Die Strecke war durch das Zickzackfahren entlang der nördlichen Fjordfinger ziemlich lang und unterwegs haben wir gar nicht so viel angeschaut. Ich kann leider den genauen Ort nicht mehr einordnen, aber irgendwo auf dieser Strecke sahen wir plötzlich nen Haufen Robben auf einer kleinen Sandbank im Fjord fläzen. In der Haltebucht, in die wir uns parkten, stand ein kleiner Picknicktisch, darauf eine Box mit Fernglas, Gästebuch und selbstgemachter Marmelade, die man kaufen konnte. Das Geld haben wir in eine Holzschachtel in der Box geworfen.

Rainbowtastic Iceland Landschaft Island 2

Weiter Richtung Süden haben wir dann verzweifelt einen Hot Pot gesucht, dessen Koordinaten wir von http://hotpoticeland.com/ hatten. Wir sind 20 Minuten lang einen Radius von mehreren Kilometern um diese Koordinate herum gefahren, bis wir die Schnauze voll hatten (und ich echt unfassbar dringend pinkeln musste). Somit gaben wir die Hot Pot-Suche auf und fuhren einfach direkt in unsere nächste Unterkunft, die Vogur Country Lodge, von der wir wussten, dass sie immerhin einen Whirlpool hat.

Nach ausgiebigem Aufwärmen im heißen Wasser haben wir dann noch einen kleinen Abendspaziergang zum Meer gemacht.

 

Tag 6: von Búðardalur nach Selfoss

Nach einem genialen Frühstück in der Vogur Country Lodge (mit Waffen! WAFFELN!!!) fuhren wir weiter Richtung Süden und damit langsam aber sicher in bevölkertere Gebiete. Immer mehr Autos kamen uns entgegen – vorbei das schöne Gefühl der Lonesome Rider durch die Einsamkeit der Fjorde… Auf unserem Weg zur nächsten Unterkunft standen dann die Klassiker des Golden Circle auf dem Programm: Þingvellir Nationalpark, Geysire und der mächtige Gullfoss. Alle drei Sehenswürdigkeiten sind – ähm – „touristisch gut erschlossen“ (also sogar Mitte September noch echt ziemlich überlaufen), aber es lohnt sich trotzdem.

Thingvellir Island Thingvellir See

Im Þingvellir Nationalpark treffen die europäische und amerikanische Landplatte aufeinander, bzw. driften auseinander. In einer dadurch entstandenen Schlucht, der Almannagjá (Allmänner-Schlucht), hielten die Isländer seit dem 10. Jahrhundert ihre Volksversammlungen ab, da hier offenbar eine ausgezeichnete Akustik herrscht. Während die meisten Kaffeefahrtrentner aber nur den kleinen Hügel runter rutschen, mit dem iPad ein paar Fotos von der Schlucht machen und dann wieder zum Bus zurück schlurfen, könnt ihr einen Spaziergang durch den Nationalpark machen, z.B. einmal um den See Þingvallavatn und hoch zum Öxarárfoss. Ein wirklich wunderschöner Ort. Hier haben der Mann und ich eine arme entkräftete Hummel mit einem Stück Bonbon wieder aufgepäppelt und vom Hauptweg weg gebracht, damit sie nicht plattgetrampelt wird. Wir bilden uns ein, ihr damit das Leben gerettet zu haben. Hummeln rocken nämlich! (Und Bienen auch! Ultra coole Tiere!)

Blaues Wasser Island

Ein kleines Stück weiter Richtung Westen liegt dann das Heißwassertal Haukadalur, in dem sich der berühmte Geysir befindet, dessen Name für alle Geysiere verwendet wird, der jedoch nicht mehr aktiv ist. Hingegen ziemlich aktiv ist der Strokkur, der direkt daneben liegt. Ungefähr alle 10 Minuten knallt eine Wasserfontäne in 35m Höhe. Haltet eure Fotoapparate und Cams schön bereit: es geht ziemlich schnell (und kurz quieken, weil man sich erschreckt hat, ist auch erlaubt). Drumherum brodelt aus dem Boden heißes Wasser und fließt in kleinen Rinnsalen herum und manche Heißwassertümpel haben die verrücktesten Farben.

Gullfoss Island 1 Gullfoss Island 2

Wenn ihr genug von heißem Wasser habt, kanns weiter nach Westen gehen, hin zu kaltem Wasser. Einige Autominuten entfern liegt der „Goldene Wasserfall“ Gullfoss. Golden ist er offenbar vor allem dann, wenn in der Abenddämmerung die Sonne auf die Gischt trifft und den Wasserfall zum Leuchten bringt. Bei uns hat gar nichts geleuchtet, denn wir hatten keine Sonne an dem Tag. Beeindruckend war der Gullfoss trotzdem.

Und nun kommt der Burner: unsere letzte Nacht in Island, genauer gesagt im Hotel Borealis. Ja, der Hotelname verspricht nicht zuviel… Als wir von einer kleinen Abendessen-Odyssee zurück ins Hotel kehrten, kam uns der Hotelier entgegen und fragte „Did it start?“ Und wir so „Hä?“ Was soll denn anfangen??? „The northern lights! Did they already start to dance?“ Wie jetzt??? Nordlichter? Echt jetzt? Ja! Die letzten Abende gab es schon welche, obwohl es eigentlich um diese Jahreszeit noch zu früh ist. Zwar nicht ganz so kräftig, aber sie werden auch heute Nacht kommen! Hammer! Schnell warm einpacken und dann heißt es: warten. Gegen halb elf war es dann soweit: Sie haben angefangen zu tanzen. Erst nur wenig, man konnte sie kaum von Wolken unterscheiden, dann als deutlicher grünlicher Schleier, der wabert und sich windet. Großartig! An unserem letzten Abend!

Nordlichter Island 1 Nordlichter Island 2

Aber hier eine kleine Nordlicht-Lehre: ihr kennt die knalligen grünen oder violetten Schlieren, so wie oben auf den Bildern. So sehen Nordlichter nicht aus. Auf Fotos macht man mit guten Kameras (und einem Stativ) Langzeitbelichtungen. Wer bei unserem Fotokurs aufgepasst hat, weiß: Lange Belichtungszeit = viel Licht. Soll heißen: auf Fotos sehen Nordlichter wesentlich knalliger aus, als unser Auge sie wahrnimmt! Also bitte nicht enttäuscht sein, wenn sie nicht ganz so vom Himmel knallen, wie ihr erwartet, sondern einfach über ein wenig grünliche Schlieren und ein cooles physikalisches Schauspiel freuen!

 

Tag 7: von Selfoss zum Flughafen Keflavík – Abschied von Island

Da unser Flug erst um Mitternacht ging (kein Spaß, das ist ultra anstrengend!) und wir das Auto am Flughafen abgeben konnten, hatten wir noch den ganzen letzten Tag zur Verfügung, um uns noch ein wenig im Süden umzusehen.

Kerid Island 1

Als erstes fuhren wir zum Kratersee Kerið. Wie genau der jetzt entstanden ist, müsst ihr selbst googeln, denn Geologie ist nicht so mein Steckenpferd und ich möchte hier nichts falsches wiedergeben. Auf jeden Fall kann ich euch sagen, dass der Kratersee das blaueste Blau der Welt hat (oder das türkiseste Türkis – wie ihr wollt, ihr Farbnazis!). Einfach berauschend! Nur auf dem Weg außenrum und runter zum See muss man höllisch aufpassen: das Vulkanstein-Geröll ist extrem rutschig!

Geysirbrot Island 2 Geysirbrot Island

Weiter im Programm gings dann zum Laugarvatn Fontana Spa. Nein, nicht zum Wellness, sondern um mal zu gucken, wie die Isländer so Geysirbrot backen. Einigermaßen interessant. Der süßlich-malzige Teig wird in einen Topf gepackt und feste mit Küchenfolie eingepackt, dass ja kein Wasser rein gelangt. Dann wird der Topf in einer heißen Quelle verbuddelt (japp, hier gibt es die heißen Quellen einfach am Seestrand; Da blubbert dann einfach heißes Wasser aus dem Boden) und nach 24 Stunden ist das Brot bereit! Nunja, „Brot“ ist vielleicht etwas übertrieben. Es schmeckt gar nicht richtig wie Brot, sondern vielleicht entfernt wie sehr süßer Pumpernickel. Wir durften jeder mal ein Scheibchen mit Butter probieren.

Das ganze war schon recht interessant, aber wir würden jetzt nicht 10€ pro Person dafür hinblättern. In unserem Reisepaket war das schon enthalten, dann haben wir es halt gemacht, aber für den Preis hätte es nicht unbedingt sein müssen…

Strandkirkja

Islandpferde Süden

Weiter auf dem Weg nach Keflavík, fuhren wir um die Halbinsel Reykjanesskagi herum und machten einen kleinen Abstecher zur Strandakirkja im Süden. Hier konnten wir uns kurz die Beine vertreten, Ponys füttern, das Meer anschreien und mal so eine Isländische Mini-Kirche von Innen betrachten.

Schwefelfeld Island 2 Schwefelfeld Island

Weiter Richtung Westen könnt ihr dann ein ziemlich beeindruckendes Areal Bewundern: Das Krýsuvík-Vulkansystem entstand aus einer Probebohrung für ein Geothermiekraftwerk. Nachdem man entdeckt hatte, dass dieser Bereich wohl doch nicht so geeignet ist, überließ man das Probeloch eine Weile lang sich selbst. 1999 verstopfte das Loch dann irgendwie und nachdem sich einige Tage lang genügend Druck aufgebaut hatte, explodierte das Ganze zu einem brodelnden, stinkenden und schwefeligen Areal, das man sich allein schon wegen der verrückten Farben dringend mal ansehen sollte!

Das letzte Stück Weg zum Flughafen fiel uns dann doch ein bisschen schwer (nicht zu sprechen vom Rückflug, der um Mitternacht ging und uns um 6 Uhr morgens Ortszeit in München wieder runter brachte – grauenhaft!).

 

Und wie war jetzt Island?

Hammer! Ich habe die Zeit wirklich unheimlich genossen. Ich möchte fast behaupten, es war vielleicht sogar der schönste Urlaub, den ich je hatte. Teuer, ja, aber wahnwitzig schön, erlebnisreich und einmalig. Und die abgefahrenen Landschaften! Die Massen an knuffigen Schäfchen und strammen Pferdchen! Diese Wolkenformationen! Und ständig fließt irgendwo Wasser aus dieser Insel! Und Regenbögen siehst du irgendwie gefühlte 100! Täglich!

Yay Island!

 

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