Erzähl mir von…deinen Lieblingslehrern

Alle wollen vorwärts kommen. Zukunft, Kind, Karriereplan. Immer geht es um das Morgen. Aber wie war dein Leben, als du noch ein Kind warst? Wie war es als Teenager? Erzähl mal!

Larissa vom No Robots Magazine, Sabine vom fadenvogel und meine Wenigkeit tauschen jeden ersten Sonntag im Monat Erinnerungsstücke aus. Ein Thema, drei unterschiedliche Texte, drei unterschiedliche Frauen, drei unterschiedliche Leben.

kreidetafel-titel

Für die, die es noch nicht mitbekommen haben: ich drücke wieder die Schulbank. So irgendwie… Seit Oktober mache ich sowas wie ein duales Aufbaustudium und habe gestern den ersten dreiwöchigen Unterrichtsblock in Wasserburg (ganz ganz tief im Süden) hinter mich gebracht. Viel Bier, wenig Schlaf, 24 unbekannte Menschen und gigantische Mengen an neuem Wissen – fühlt sich fast wie damals im Studium an. Nur dass ich zehn Jahre älter und wesentlich weniger robust bin… Was mich da geritten haben mag mich nochmal auf sowas einzulassen? Ich weiß es manchmal auch nicht so genau. Aber wie unser Klassensprecher F* (ja wir haben einen Klassensprecher) so schön in unsere WhatsApp-Gruppe gepostet hat:

Wir sind zu alt um jung zu sterben – jetzt müssen wir es durchziehen

Was das alles nun mit unserer monatlichen Retrospektive zu tun hat? Nun ja, auch darin geht es heute um die Schule, also die damals vor sehr vielen Jahren. Ihr wisst ja dass ich eine alte Cheaterin bin und auch diesmal kommt das Thema nicht von mir persönlich sondern von J*, die ihr schon aus diversen meiner Beiträge kennt und mit der ich quasi als siamesischer Zwilling aufgewachsen bin.

J* und ich haben uns in der Grundschule gehasst (sie mochte Karl May und Indianer, ich Hanni & Nanni und Barbies) und sind auf dem Gymnasium plötzlich zu einem amorphen Blobb zusammengewachsen. Sowas kanns geben… Jedenfalls saßen wir ab der fünften Klasse nebeneinander und haben allerlei Schabernack zusammen getrieben. Manch einen Lehrer haben wir sicherlich halb in den Wahnsinn getrieben, aber lieb hatten sie uns trotzdem – wir haben ja nix böses gemacht.

Unsere Lieblingslehrer waren dabei sicherlich Herr L* und Frau R*.

Herr L* gab Deutsch und Geschichte und war ein Tafelderwisch. Kaum eine Kreide hat seine unleserliche Handschrift im Ganzen überstanden und seine Tafelbilder sahen aus wie eine Handskizze von Gewölle. Und genau das liebten wir. Keinem Unterricht folgten wir so gespannt und aufmerksam wie seinem. Doch so sehr ich seinen Unterricht damals liebte, so schlecht hatte ich es dann drauf anschließend aus dem Geschichtsbuch die harten Fakten auswendig zu lernen, was mir schon in der sechsten oder siebten Klasse eine 5 in Geschichte einbrachte. Tja, ich war noch nie ne gute Schülerin… *Warum habe ich dann gleich wieder beschlossen das ganze jetzt nochmal durchzuziehen???* 

klassenzimmer

Frau R* hatten wir in Wirtschaft und Rechnungswesen und sie war gleichzeitig unsere Schülerzeitungschefin. J* und ich hatten nicht den geringsten Schimmer von Rechnungswesen. Während Frau R* schöne Bilanzen an die Tafel malte, spielten wir Stadt-Land-Fluss. Sah schon von weitem ganz ähnlich aus, aber so arg lange konnten wir niemanden täuschen und nach der dritten Runde kam uns Frau R* auf die Schliche. Unser sozialistisches Manifest, das wir ihr anonym ins Fach legen ließen und in dem wir verdeutlichten, dass wir uns niemals dem brutalen Kapitalismus unterwerfen würden, dessen materialistisch-dokumentatives Instrument das Rechnungswesen ist und weshalb wir den Unterricht dessen sofort jetzt boykottieren würden, sorgte wohl für einiges an Amüsement im Lehrkörper und man musste nicht mit besonders viel detektivischem Talent gesegnet sein um schnell drauf zu kommen, von wem dieses Pamphlet nur stammen konnte.

Knapp 18jährig waren wir dann mal Abends als Schülerzeitungsredaktion bei Frau R* zum Essen eingeladen. K*, die mit mir Chefredakteurin war, holte uns mit dem Auto ab. Bei Frau R* daheim tanzten wir zu Oldies aus ihrer gehackten Jukebox. Beim Heimfahren dann schafften wir es nicht rückwärts aus der langen und engen Ausfahrt raus, versuchten zu wenden und verkeilten uns komplett vor Nachbars Garage. Jeder Insasse versuchte mal sein Glück, was offenbar so viel Lärm verursachte, dass Frau R* irgendwann wieder raus kam und uns (milde vorwurfsvoll, aber gleichzeitig amüsiert) den Wagen wieder in Position und aus der Ausfahrt bringen musste. Wenn ihr euch fragt ob das der peinlichste Moment meines Teenagerdaseins war, dann habt ihr zwar noch nicht meine Story aus Griechenland gelesen, aber so weit weg davon war das auch wieder nicht…

 

Follow my blog with Bloglovin

 

Fotos: Pixabay

  1 comment for “Erzähl mir von…deinen Lieblingslehrern

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.